Seit vielen Jahren hat der Mensch im Berg einen guten Freund gefunden. Täglich strömen Freizeitsportler, Naturliebhaber und Urlauber in die Berge um zu Wandern, Bergsteigen, Klettern oder auch zum Mountainbiken. Dementsprechend nehmen die Bergunfälle immer mehr zu. Doch in den Bergen kann die ein oder andere Schwäche plötzlich zur Überlebensfrage werden. Ist einem diese Tatsache überhaupt bewusst?
Mein heutiger Blogeintrag soll nicht nur eine Erlebnis-Story sein, sondern vielmehr darauf aufmerksam machen, welche Aspekte beim Bergl gehen wichtig sind. ⛰️🧭
Alles beginnt mit der Planung. Für die Tourenplanung stehen ausreichend Möglichkeiten zur Verfügung, sich vorab bestmöglich zu informieren. Andernfalls ist das Buchen eines Bergführers ratsam. Anstatt sich unbedarft darauf zu verlassen, dass die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Bergwacht zur Rettung eilen werden. Daher richte die Tour nach Deiner persönlichen Kondition aus. Fehlende Trittsicherheit & Schwindelfreiheit sind dabei abzuwägen.
Kleide Dich der Jahreszeit angepasst, funktional nach dem Zwiebelschichtprinzip. Wetter- und Temperaturschwankungen lassen sich somit geschickt ausgleichen. Außerdem sollte die Ausrüstung sorgfältig zusammengestellt werden. Es gibt viele, kleine Dinge, die am Berg eine große Rolle spielen. Das geht bei Traubenzucker los und endet bei der Stirnlampe. Traubenzucker bringt den Kreislauf schnell wieder in Schwung und die Stirnlampe kann SOS Lichtsignale geben. Priorität ist nicht mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein, sondern wohlauf nach Hause zu kommen und im Notfall reagieren zu können!
Im Gepäck (für eine Tagestour) haben wir:
- Trinkflaschen (2 Liter)
- Erste Hilfe – Set
- Sonnencreme, Lippenbalsam
- Blasenpflaster, Sprühpflaster
- Medikamente (persönliche Rucksackapotheke)
- Taschentücher
- Müllbeutel
- Regenponcho
- Rucksack-Regenhülle
- Wechselshirt, warmer Pulli
- Snacks (Apfel, Gurke, Tomate)
- Traubenzucker, Schokolade, Energieriegel
- Brotzeit (je nachdem, ob es eine Einkehrmögichkeit unterwegs gibt)
- Sonnenbrille
- Kopfbedeckung
- Stirnlampe (Ersatzbatterien)
- GPS-Uhr
- aufgeladenes Handy
- Ausdruck der Tour mit topografischer Karte
- Hütten-Stempelbuch
- Sitzunterlage
- Ausweis & Krankenversicherungskarte
- Alpenvereinsausweis
- EC-Karte, Bargeld
- bei Bedarf: Helm (Steinschlag), Klettersteigset, Grödel (Schneefelder), Kletterhandschuhe
- je nach Jahreszeit: Mütze, Handschuhe, warme Kleidung, Thermosflasche
Für ganztägige Hochtouren ist das Wetter von essenzieller Bedeutung. Denn beispielsweise ein Gewitter ist im Hochgebirge lebensgefährlich. Daher muss die Wetterentwicklung unterwegs beobachtet und ernst genommen werden. Ggf. bedeutet es umzukehren. Pausen sollten auf einer Bergtour regelmäßig gemacht werden. Nimm‘ Dir Zeit für ein Picknick und genieß‘ die Aussicht. Bleib‘ auf den vorgegebenen Wegen und halte von Weidetieren Abstand. Informiere jemanden über Deine Route und die geplante Rückkehrzeit.
Weiterhin ist zu beachten: Man dreht sich immer Gesicht zu Gesicht, wenn man passiert. Das liegt zum einen daran, dass man sich so nicht an den Rucksäcken verhaken kann und zum anderen, dass man nur halb so viel Platz benötigt. Als Richtwert gilt, dass der von unten kommende Wanderer „Vorfahrt“ hat. Da es für ihn schwerer ist wieder in Tritt zu kommen, als für den absteigenden Wanderer. Mit diesen einfachen Regeln/ Verhaltensweisen kann jeder seinen Teil beitragen, das erhöhte Gefahrenpotenzial in den Bergen zu minimieren.
Nur Berge im Kopf!
Heuer ging die Hochtourensaison wetterbedingt verspätet los. Aus diesem Grund sind wir in der Zwischenzeit fleißig klettern gewesen. Haben neue Erfahrungen am Berg gesammelt und uns anderweitig aktiv betätigt. Mit den Bergen vor der Haustür ergeben sich unzählige Möglichkeiten zum Kraxeln für uns und die nutzen wir. Ein paar spontane Urlaubstage Ende Juli ermöglichten uns 2 neue Gipfel zu erobern. Einer davon ist der Hochkönig und an diesem Erlebnis möchte ich Dich jetzt teilhaben lassen.
ℹ️ Der Hochkönig ist mit 2941 Metern der höchste Berg der Berchtesgadener Alpen im Salzburger Land. Das Matrashaus ist eine der höchstgelegenen Schutzhütten der Alpen. Die Hütte steht direkt am Gipfel des Hochkönig.
📍Tour: Hochkönig
⛰️ Gipfel: Hochkönig 2941 m
⬆️⬇️ 1800 Höhenmeter
🍴Einkehr: Matrashaus 2941 m & Mitterfeldalm 1690 m
👣 Strecke: ~21 km
⏱️ Gehzeit: 10h inkl. Pausen
➡️ Wanderparkplatz am Arthurhaus (1500 m) in Mühlbach a. Hochkönig – via Mitterfeldalm – Aufstieg zum Hochkönig – Einkehr Matrashaus (2941 m) – Abstieg – Einkehr Mitterfeldalm (1690 m) – zurück zum Auto am Arthurhaus ⬅️
In Vorbereitung auf unsere bevorstehende Alpenüberquerung, sollte diese Tour zum Akklimatisieren und Einlaufen dienen. Morgens 4 Uhr klingelte der Wecker. Die übliche Morgenroutine verlief im Eiltempo, damit wir so früh wie möglich am Wanderparkplatz starten konnten. Kaffee im Stehen, nebenher Semmeln und Snacks richten. Fellnasen füttern, Rucksäcke fertig packen – los. Mittlerweile ging die Sonne auf, sodass der Tour wettertechnisch nichts im Wege stand.
Vom Arthurhaus zur Mitterfeldalm
Bereits 7 Uhr erreichten wir den kostenpflichtigen Wanderparkplatz (mit Schranke) am Arthurhaus. Es war wolkenlos und das Bergmassiv thronte direkt vor uns. Man startet auf 1500 Metern, was bedeutet, dass man bis zum Gipfel so gut wie durchgehend der Sonne ausgesetzt ist. Abgesehen von der Mitterfeldalm gibt es bis zum Matrashaus keine Einkehrmöglichkeit.
Dafür bekommt man jede Menge wunderschöne alpine Landschaft serviert! Der breite Forstweg bis zur bewirtschafteten Mitterfeldalm verläuft in mäßiger Steigung durch Weideflächen, wobei der wirklich schöne Teil der Tour erst danach beginnt. Der breite Weg weicht einem schmalen, steinigen Pfad, der mal mehr, mal weniger steil durch die imposanten Wände des Hochkönig-Massivs führt.
Die Torsäule weist den Weg
Weiter geht es durch bunt blühende Almwiesen leicht abwärts zur ersten seilversicherten Passage, bei einer Felswand mit zahlreichen Gedenktafeln. Über Schutthalden und durch eine Latschenzone gelangten wir in das Ochsenkar. Ständiger Wächter über diesen Wegabschnitt ist die mächtige Torsäule, auf die man unentwegt zusteuert. Hier lässt man die Vegetation hinter sich und betritt eine Mondlandschaft.
Nach einer seilversicherten Steilstufe flacht der Pfad wieder etwas ab und wenig später erreichten wir das Hochplateau des Hochkönig. Von hier aus sieht man zum ersten Mal das Matrashaus. Allerdings wirkt die Schutzhütte deutlich näher, als sie wirklich ist. Von hier an brauchten wir noch einmal rund eineinhalb Stunden bis zum Gipfel.
Das Hochplateau
Das Gemeine am Hochplateau sind die vielen kleinen Gegenanstiege. In ständigem Auf und Ab müssen bis zum Matrashaus rund drei Kilometer überwunden werden. Die von Gletschern geformte Felslandschaft, ist jedoch so spektakulär, dass die Zeit wie im Flug verging. Immer wieder überquerten wir kleine Schneefelder, doch der Weg ist durchgehend gut markiert. Zum Schluss stiegen wir über Leitern und entlang massiver Stahlketten hinauf auf den breiten Gipfelrücken. Wir folgten weiter den Markierungsstangen und gelangten so zum Matrashaus mit dem eigenwilligen Gipfelkreuz etwas unterhalb.
Gipfelglück: Hochkönig 2941 m
Nach fünf Stunden inkl. Pausen haben wir den Gipfel erreicht. Der Hochkönig gilt als perfekter Aussichtsberg. Er überragt alle umliegenden Gipfel – vom Grossglockner über den Großvenediger bis zum Watzmann. Bevor wir eine deftige Mahlzeit bestellten, haben wir noch einige Fotos gemacht. Doch die frische Brise auf dem Gipfel lud nicht zum draußen sitzen ein. Also suchten wir uns in der Hütte ein gemütliches Plätzchen. Hütten-Essen schmeckt einfach immer und ist unheimlich sättigend. So kommt man schnell wieder zu Kräften. Da wir nicht übernachtet haben, drängte die Zeit zum Abstieg. Natürlich nicht ohne neuen Hüttenstempel!
Abstieg
Der Abstieg verläuft über den Aufstiegsweg und das war stellenweise sehr belastend. Der Weg durch die Steinwüste nahm kein Ende. Das lose Gestein unter den Schuhen ging mir extrem auf die Nerven. In vielen Kehren verläuft der Pfad hinab und man ist über die volle Strecke der Sonne erbarmungslos ausgeliefert. Schatten gibt es so gut wie keinen.
Wir gönnten uns die letzte Pause in der Mitterfeldalm, um noch ein paar Kalorien zu futtern. Meine Laune wurde bei einem Stückchen Kuchen schlagartig besser und die letzten Meter bis zum Auto waren einfach. Nach zehn Stunden inkl. Pausen erreichten wir den Parkplatz und genossen abschließend die Cabriotour nach Hause.
Fazit
Dieses alpinistische Abenteuer erfordert eine Menge Ausdauer und auch ein bisschen Leidensfähigkeit. Was man unbedingt mitbringen sollte, ist eine wirklich solide Grundkondition. Für den Aufstieg müssen 10 Kilometer und 1550 Höhenmeter überwunden werden. Geht man am selben Tag wieder zurück, dann kommen beim Abstieg noch einmal über 150 Höhenmeter Gegenanstieg dazu. Das macht die Tour zu einer ernstzunehmenden Bergtour. Alleine für den Aufstieg sollte man zwischen 5 und 6 Gehstunden einplanen. Für den Abstieg noch einmal 4 bis 5 Stunden. Trotz aller Strapazen absolut lohnenswert und für mich eine der schönsten Touren, die wir bisher unternommen haben.
Viel Freude mit der Bilderserie & danke für’s „Mitgehen“! ❤️
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Wunderbar beschrieben und toll bebildert – nach dem Lesen und Ansehen fühlt man sich ein bißchen so, also wäre man dabei-gewesen ! Super und Danke für diese tollen Eindrücke, die einen besonders berühren, wenn man weiß, Solches nicht mehr zu schaffen …
Danke ❤️
Wir nehmen Euch virtuell mit und das ist immerhin viel entspannter und weniger schweißtreibend.
Tolle Erlebnisse, wunderbar beschrieben (man möchte noch einmal so jung und fit sein!), fantastische Fotos! Weiter so!
Lieben Dank, freu‘ mich von Euch zu lesen! ❤️
Wunderbar erklärt und die Fotos wie immer großartig!
Danke vielmals! 😘 Schönen Urlaub 🌴🌊☀️