Heute möchte ich Dir von unserem aufregenden Urlaub erzählen. Wir haben uns heuer für eine selbstgeführte Alpenüberquerung entschieden. Die sog. Alpentraversale beginnt in Berchtesgaden am Königssee und führt in sieben Tagen (Dauer variabel) durch Deutschland, Österreich und Italien zu den berühmten Drei Zinnen. Wir haben die Alpenüberquerung als Hüttentour durchgeführt und während der neun Etappen (~ 110 km) in sieben verschiedenen Unterkünften übernachtet. Unterwegs gab es jede Menge neue Hüttenstempel und ein Bärle hat uns währenddessen begleitet. Voller Motivation und mit den bisherigen Lodge-Trekking-Erfahrungen aus Nepal freuten wir uns auf dieses neue Abenteuer. ⛰️🧭🌲🌼🥾

Bereits im Januar haben wir die Unterkünfte online reserviert und bekamen hier bereits zeitliche Probleme. Mehrere Anläufe und darauffolgend mehrere Umbuchungen waren nötig, um ein passendes Zeitfenster für alle Übernachtungen in passender Etappenfolge zu reservieren. Vom Zeitaufwand dafür will ich gar nicht reden. Nachdem das erledigt war, konnten wir die einzelnen Etappen planen und Transfers sowie Rückfahrt organisieren. Wir recherchierten dazu viel im Internet und fanden einige hilfreiche Tipps als auch eine Packliste. Denn dieses Mal mussten wir alles Gepäck selber tragen. Da überlegt man sehr genau, was verzichtbar ist. Weshalb ich das erwähne? In Nepal gibt es Träger (Sherpas), die das Gepäck der Gäste tragen und die Dich zusammen mit einem Guide während der gesamten Tour begleiten. Von daher war die „Schlepperei“ auch eine neue Erfahrung für uns.

Am Ende der sieben Etappen haben wir einen zusätzlichen Tag an den Drei Zinnen eingeplant, da wir diese noch umrunden wollten. Folglich waren wir in der letzten Hütte zwei Nächte. Am neunten Tag fuhren wir mit dem Zug nach Hause. Das war dann obendrein die letzte Zugfahrt in meinem Leben. Nicht nur, dass der Zug mit zwei Stunden Verspätung eintraf. Der war zudem so extrem überfüllt, dass wir erst einmal unsere reservierten Sitzplätze erobern mussten. Die Gänge voller Menschen und Gepäck. Bis zur Endstation fuhr der Zug (aufgrund der mehrstündigen Verspätung) dann auch nicht mehr, sodass uns meine Eltern in Rosenheim abholten. Katastrophale Zustände! Natürlich haben wir uns das Geld von der Bahn zurückgeholt.

Landschaftlich haben sich die Etappen sehr abwechslungsreich gestaltet. Vom Fuße des Watzmann durch das Steinerne Meer, vorbei am Großglockner bis zu den Drei Zinnen. Täglich bestaunten wir neue Bergkulissen und durchwanderten andere Vegetationszonen. Auf dem Weg von Bayern nach Südtirol bekommt man einiges zu sehen. Murmeltiere und Edelweiß waren unsere Highlights. Dazu hatten wir allerfeinstes Wetter. Wer allerdings glaubt, dass die Alpentraversale weniger begangen ist, täuscht sich. Wir trafen mehrere (geführte) Gruppen. Viele Paare und auch Solo-Wanderer. Speziell eine Nervensäge sind wir nicht mehr losgeworden. Der Weg ist derselbe, die Anzahl der Übernachtungsmöglichkeiten stark begrenzt, sodass man zwangsläufig immer wieder aufeinandertrifft. Nicht ganz das, was wir uns als ruheliebende Einzelgänger vorgestellt haben.

Die Alpenüberquerung war ein eher kurzes Vergnügen. Ein Abenteuer mit Höhen & Tiefen, welches wir in dieser Art nicht wiederholen würden. Einerseits ist man durch die Transfers zeitlich sehr gebunden und dadurch auch sehr unflexibel. Es artete manchmal wirklich in Stress aus. Andererseits ist bei Hütten-Übernachtungen Halbpension verpflichtend, weshalb man auch hier wieder zeitliche Vorgaben für Frühstück/ Abendessen hat. Wir waren ganztags nur damit beschäftigt die Uhrzeit im Auge zu behalten. Entspannung und Erholung suchen wir heute noch.

Aufgrund unserer Erfahrungen aus vier mehrwöchigen Nepal-Expeditionen, in denen wir gelernt haben was Verzicht und Minimalismus bedeuten, sind wir nach dieser Hüttentour sowohl überrascht als auch entsetzt. Überrascht, wie schlecht mancherorts die Hüttenbedingungen waren und das trotz Materialseilbahn vor der Haustür. Entsetzt über das Preis-Leistungs-Verhältnis. Bevor ich das nächste Mal in einem 9-Bett-Zimmer schlafe, übernachte ich lieber im Freien. Ungenießbares Essen, verstopfte Klos – eklige Zustände, die wir in Nepal – einem Entwicklungsland – nie erlebt haben.

Natürlich war nicht alles durchgehend schlecht und auch wenn solche Erfahrungen wohl leider dazugehören, sind meine Erwartungen (im Gesamtpaket betrachtet) nicht erfüllt worden. Noch nie habe ich mich während eines Urlaubs so auf Zuhause gefreut, wie während dieser Alpenüberquerung. Zuhause, in unserer Ruheoase mit den Bergen im Blick und den Fellnasen im Arm, habe ich alles was ich brauche und liebe. Kleinigkeiten, die man nie für selbstverständlich halten sollte und schnell wieder zu schätzen weiß!

Gerne teile ich unsere Urlaubserlebnisse mit Dir. Ich habe zu jedem Tag Fotos als auch eine dazugehörige Beschreibung vorbereitet. Die kleine Bildvorschau kannst Du anklicken, um die Fotos zu vergrößern. Viel Freude in den Bergen! ❤️

– Etappe 1: Königssee/ St. Bartholomä – Kärlingerhaus (11 km, 5 h Gehzeit, 1350 Höhenmeter) –

Nach einer gewittrigen Nacht hingen die Wolken am Tourbeginn tief im Tal. Meine Eltern fuhren uns am Morgen nach Berchtesgaden zum Königssee. Dort schipperten wir mit dem Schiff nach St. Bartholomä, von wo aus die Alpentraversale startete. Zunächst folgen wir ohne Steigung dem Seeufer, vorbei an einem Wasserfall. Durch den dichten Wald wird der Weg steiler und schlängelt sich hinauf zur berüchtigten „Saugasse“. In vielen Serpentinen überwindet man mehrere Hundert Höhenmeter und erreicht am Ende eine weite Hochebene, auf der Schafe grasten. Wir machten kurz Pause. Nun war es nicht mehr weit. Die heutige Hütte liegt auf einem Plateau oberhalb des Funtensee. Dort oben werden die kältesten Temperaturen in ganz Deutschland gemessen. Auf der Hüttenterrasse haben wir den Nachmittag in der Sonne verbracht, bis wir unser Zimmer beziehen konnten. Wir hatten ein 4-Bett-Zimmer und reichlich Pech mit der Belegung. Trotz Ohropax lagen wir die halbe Nacht wach, da neben uns höllisch geschnarcht wurde. Die Hütte war mit 160 Schlafplätzen ausgebucht. Man verstand im Gemeinschaftsraum sein eigenes Wort nicht mehr. Und für diese Massenherberge stehen jeweils zwei Toiletten und ein Waschraum für Männlein & Weiblein zur Verfügung. Da kommt Freude auf! Die Verpflegung war in Ordnung. Das Kärlingerhaus liegt auf 1638 m.

– Etappe 2: Kärlingerhaus – Riemannhaus (7 km, 3 h Gehzeit, 700 Höhenmeter) –

Nach einer schlaflosen Nacht und dem morgendlichen Stau an den Sanitäranlagen haben wir in der überfüllten Hütte noch ein kurzes Frühstück zu uns genommen und anschließend schnellstmöglich das Weite gesucht. Diese Etappe ist die Kürzeste von allen, da wir nirgends anders eine Unterkunft mehr bekommen haben. Vom Kärlingerhaus aus beginnt die Tour in Richtung Steinernes Meer, einem gewaltigen Hochplateau aus Kalkstein. Der Pfad führt zunächst durch Zirbenwälder bis die Vegetation zunehmend spärlicher wird. Das Steinerne Meer ist von bizarren Felsformationen geprägt, die an Wellen erinnern. Während des Aufstiegs bietet sich ein beeindruckender Blick auf die pyramidenartige Schönfeldspitze. Das Riemannhaus liegt spektakulär umrahmt von steilen Bergen mit freiem Blick hinunter ins Tal. Bereits zur Mittagszeit erreichten wir unser nächstes Etappenziel. Wir haben gegessen und die verbleibende Zeit bis zum Check-in im Liegestuhl verbracht. Zumindest hatten wir wieder Netz und ich konnte nach Hause telefonieren. Unser Mehrbettzimmer entpuppte sich dann fast als Matratzenlager, doch die Nacht war bedeutend ruhiger. Dafür war die Verpflegung unzumutbar. Zum Abendessen gab es nichts Regionales, obwohl damit geworben wird. Die Portionen waren klein und nicht sättigend. Hungrig habe ich um ein zweites Dessert gebeten. Mit der Antwort die Schälchen (Mousse) seien abgezählt wurde ich knallhart abgewiesen. Nachdem alle Tische abgeräumt waren, verschwand das Personal in der Küche zum Putzen. Erst als einige Gäste zur Theke sind und Getränke bestellten, wurde mal wieder bedient. Das Frühstück war genauso trostlos. Trotz vorhandenem Industrie-Backofen und der Materialseilbahn direkt am Haus, stellte man ausschließlich trockenes Vollkornbrot hin. Eric und ich haben nur ein bisschen Joghurt gegessen und einen Kaffee getrunken. Nach der schlaflosen Nacht der ersten Etappe und dem Essens-Elend der zweiten Etappe wollte ich abbrechen. Ich bin wirklich sehr tolerant und offen für Vieles, aber es gibt Grenzen! Das Riemannhaus liegt auf 2177 m.
(Da es in allen weiteren Unterkünften vollkommen anders und überwiegend zufriedenstellend lief, habe ich der zuständigen DAV-Sektion eine ausführliche Beschwerde zukommen lassen.)

– Etappe 3: Riemannhaus – Glocknerhaus (15 km, 8 h Gehzeit, 1850 Höhenmeter) –

Die Sonne scheint, also atmen wir tief durch und gehen weiter! Unser Abstieg in Richtung Maria Alm beginnt mit vielen, steilen Kehren, das Gelände ist felsig und zum Teil geröllig. Alle kniffligen Stellen sind sehr gut mit Drahtseilen abgesichert. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind aber dennoch notwendig. Am Parkplatz Sandten angelangt wurden wir von unserem reservierten Wandertaxi abgeholt. Eine Dreiviertelstunde später waren wir im malerischen Käfertal angekommen. Das Taxi fuhr uns bis zum Parkplatz Wiesenbrücke. Anschließend ging es zu Fuß weiter zur Trauneralm (hier hätten wir eigentlich übernachten wollen). Ab der Hütte hat man die Baumgrenze bereits erreicht. Es geht idyllisch über Almwiesenpfade und kleine Bäche, vorbei an grasenden Rindern stetig bergauf. Der Aufstieg zur Unteren Pfandlscharte mit über 2663 m ist steil und zum Teil mit Schnee bedeckt. Die heutige Etappe ist kräftezehrend und der Rucksack (10 kg) trägt sich irgendwie schwerer als bisher. Unser Joghurt-Frühstück verlieh uns leider auch keine Superkräfte, sodass wir gut zu kämpfen hatten. In aller Ruhe erklimmen wir den höchsten Punkt unserer Tour. Zum Glück haben wir unsere Grödel eingepackt, denn der Schnee war extrem weich. Nach einer kurzen Pause am Gipfelkreuz setzten wir unseren Weg fort und können vom Pfandlschartensee aus einen ersten Blick auf den mächtigen Großglockner werfen. Hinunter zum Glocknerhaus wandern wir ohne Schwierigkeit über felsiges Gelände und später über sonnige Bergwiesenwege. Wir genießen die traumhaften Rundumblicke und freuen uns auf unser Doppelzimmer. Separierte Duschen und Etagensanitären sowie Steckdosen im Zimmer waren eine große Bereicherung. Die Verpflegung war vielseitig und lecker. Hier gab es nichts zu beanstanden. Das Glocknerhaus liegt auf 2131 m.

– Etappe 4: Glocknerhaus – Lucknerhaus (15 km, 7,5 h Gehzeit, 900 Höhenmeter) –

Ein entspanntes, reichhaltiges Frühstück in netter Gesellschaft und der Großglockner im Blick, auch so kann ein Tag beginnen. Heute haben wir keinen Zeitdruck und keine Transfers. Der Weg beginnt mit einem Abstieg zum türkisfarbenen Margaritzenstausee, wobei zwei imposante Staumauern überquert werden. Von dort aus führt der Weg mal mehr, mal weniger stark ansteigend zur Stockerscharte (2501 m), wo bereits die ersten spektakulären Ausblicke auf den Stausee, das Glocknerhaus, den Großglockner und den Gletscher auf einen warten. Der weitere Abschnitt ist durchgehend leicht ausgesetzt. Anschließend kommt der eher gemütlichere Teil mit nur noch einer leichten Steigung. Nach einer ausgiebigen Mittagspause auf der Salmhütte (2644 m) kann die Wanderung weitergehen. Hinter der Hütte überquert man einen Bach und folgt dem seilversicherten, ausgesetzten Weg, der über eine imposante Bergtreppe führt. Nach dieser kleinen Kraxel-Passage geht es in ständigem Auf und Ab über grüne Wiesen weiter zur Glorer Hütte (2642 m). Hier haben wir erneut eine kurze Kaffeepause eingeschoben, bevor man nur noch talwärts zum Lucknerhaus läuft. Dort wurden wir überaus herzlich mit einem Schnapserl empfangen. Das Lucknerhaus ist ein Alpengasthof mit Hotelcharakter und dementsprechend komfortabel war unser Zimmer mit eigenem Bad. Wir haben uns gar nicht getraut das strahlend weiß bezogene Bett zu benutzen. Eine Nacht ohne Hüttenschlafsack. Duschen ohne Zeitlimit. Ruhe. Zeit für uns. Abendessen ohne Massenabfertigung. Mülleimer (auf den Berghütten gibt es keine). Die bisher beste Unterkunft, bei der keine Wünsche offen blieben. Das Lucknerhaus liegt auf 1920 m.

– Etappe 5: Lucknerhaus – Innervillgraten (12 km, 6 h Gehzeit, 750 Höhenmeter) –

Nach einer erholsamen Nacht und einem tollen Frühstücksbuffet wartete das Glocknertaxi auf uns. Der Wanderbus brachte uns nach St. Jakob im Defereggental. Dort fuhren wir mit der Bergbahn zum Mooserberg auf 2683 m. Alternativ kann die gesamte Strecke (ohne Bergbahn) zu Fuß zurückgelegt werden, was zusätzlich etwa drei Stunden in Anspruch nimmt. Mit dem Erreichen des Mooserbergs beginnt die fünfte Etappe der Alpenüberquerung. Der Weg führt mäßig ansteigend zur Ochsenlenke (2744 m), von der man bereits einen atemberaubenden Blick auf den Degenhornsee und das Kleine sowie Große Degenhorn genießen kann. Von der Ochsenlenke aus geht es abwärts zum Degenhornsee, der nicht mehr weit entfernt ist. Der Weg führt nun vom Degenhornsee zuerst noch relativ einfach hinauf zum Kleinen Degenhorn, bevor es über ausgesetzte Kletterpassagen auf den Gipfel des Großen Degenhorn weiter geht. Ein luftiger Grat führt zum Gipfelkreuz des Großen Degenhorn (2946 m). Nach dem Gipfelerlebnis folgt ein langer Abstieg über einige Geröllpassagen. Im Tal (bei 31°) liefen wir noch eine Stunde über Schotter- und asphaltierte Straßen entlang des Villgratenbachs zur Oberstalleralm und schließlich zur Unterstalleralm. Von hier aus fuhren wir mit dem Taxibus zu unserer Unterkunft in Innervillgraten. Wir waren in einer Frühstückspension und hatten ein urgemütliches Zimmer mit eigenem Bad. Für die Hightech-Dusche brauchten wir fast eine Bedienungsanleitung. Zum Abendessen kehrten wir ins Gasthaus um die Ecke ein und haben den Tag in Ruhe ausklingen lassen. Auch hier gab es nichts zu beanstanden.

– Etappe 6: Innervillgraten – Dreischusterhütte (14 km, 5,5 h Gehzeit, 1150 Höhenmeter) –

Die Vermieterin bereitete uns für 7 Uhr ein vielseitiges Frühstück und wir durften uns sogar ein Jausenpackerl für unterwegs mitnehmen. Gut gestärkt liefen wir zum Bus, der uns nach Kalkstein brachte. Von Kalkstein aus beginnt die Wanderung, indem man dem Weg Nr. 8 folgt. An einer Weggabelung wird der rechte Weg gewählt, um zum Pfanntörl aufzusteigen. Nachdem wir uns durch die Büsche kämpften, um einer Kuhherde auszuweichen, erreichten wir das Pfanntörl auf 2508 m. Von hier aus wird entlang der Landesgrenze zwischen Österreich und Italien gewandert. Dabei kommt man an alten Bunkeranlagen vorbei. Zur Mittagszeit kehrten wir im Abstieg in die Bonner Hütte (2340 m) ein und haben uns durch die Speisekarte geschlemmt. Der Steig Nr. 5 führt in Serpentinen talwärts. Plötzlich gewittert es und wir können unsere Regenponchos ausprobieren. Über Stock und Stein laufen wir – beschleunigten Schrittes – zur Bushaltestelle in der Gemeinde Wahlen bei Toblach. Nach einer halbstündigen Busfahrt ins Sextenertal befindet man sich vor der Abzweigung zum Innerfeldtal. Aufgrund des Wetters fuhren wir weiter mit dem Shuttlebus zum Parkplatz Antoniusstein. Von dort aus führt der Weg in einer halben Stunde zur Dreischusterhütte. Nun befinden wir uns inmitten der Dolomiten und sind der Zieletappe zu den Drei Zinnen so nah wie noch nie zuvor auf unserer Alpenüberquerung. Dank der guten Ausrüstung kamen wir trocken an und im Laufe des Nachmittages schien sogar wieder die Sonne. Unser Zweibettzimmer mit integrierter Waschecke und Balkon war der Hit. Wir konnten alles auf dem Balkon zum Trocknen auslegen. Außerdem haben wir die Steckdosen genutzt, um Handys, Powerbank und Eric’s GPS-Uhr zu laden. Anschließend gönnten wir uns auf der Terrasse einen guten italienischen Kaffee. Balsam für die Seele! Die Dreischusterhütte liegt eingebettet von Bergen in einem Funkloch und war ausgebucht. Die nächste Massenherberge mit allen Nationalitäten unter einem Dach. Wir hatten ein überaus nettes Paar aus Californien am Tisch sitzen. Die Verpflegung war in Ordnung, nur der Hauptgang war ungenießbar. Die „Fleischfresser“ an unserem Tisch, uns eingeschlossen, fanden es schmeckte nach Seife. Pfui! Durch Vorsuppe und Dessert sowie Schüttelbrot mit Dip wurden wir dennoch satt. Die Dreischusterhütte liegt auf 1626 m.

– Etappe 7: Dreischusterhütte – via Dreizinnenhütte – Zsigmondyhütte (12 km, 5 h Gehzeit, 1150 Höhenmeter) –

Wildes Gedränge am Frühstücksbuffet, denn alle wollen los. Das Auffüllen meiner Trinkflasche mit Skiwasser kam sagenhafte 10 €. Was ein „Schnäppchen“! Die letzte Etappe beginnt und wir erreichen heute die Drei Zinnen. Zu Beginn folgen wir dem Dolomitenhöhenweg durch das Innerfeldtal. Die Route ist relativ flach und führt nach etwa zwei Kilometern zu einem Geröllfeld im Flussbett. Wir orientieren uns weiter links und gelangen auf einen Pfad, der durch ein Waldstück führt. Dieser windet sich steil in Serpentinen bergauf. Während des Aufstiegs bieten sich immer wieder herrliche Ausblicke. Die umliegenden Berggipfel werden mittlerweile von der Morgensonne angestrahlt. Nach dem Aufstieg erscheinen die Drei Zinnen direkt vor uns und sind leicht von Wolken umhüllt. Es wehte uns eine frische Brise um die Nase, sodass wir nicht lang verweilten. Die Dreizinnenhütte war bereits morgens halb 10 Uhr völlig überrannt. Dieser Trubel hat mich schon wieder schwer genervt. Zum Fotografieren drehten wir eine Runde um die Hütte und besorgten Getränke. Der Kaffee (im Pappbecher) 5 € und die Cola (im Plastikbecher) ebenfalls 5 €. Lieblos serviert aus einer Marktbude. Hier läuft die Abzocke des Massentourismus par ex­cel­lence. In weiser Voraussicht entschieden wir uns für eine andere Unterkunft für die letzten beiden Übernachtungen. Also flüchteten wir von diesem „Selfie-Hotspot“ so schnell uns die Füße trugen. Hier und nicht nur hier, wird die Natur mit Füßen getreten. Die Möglichkeit, dieses außergewöhnliche Fleckchen Erde überhaupt motorisiert zu erreichen karikiert sich selbst! Unseren Weg setzten wir hinter der Dreizinnenhütte fort. Wir querten Geröllhänge und stiegen zum Büllejoch hinauf. In der Büllelejochhütte (2542 m) machten wir eine ausgiebige Schlemmerpause. Das letzte Wegstück zur Zsigmondyhütte, wo wir uns für die nächsten zwei Nächte einquartiert haben, war geröllig und führte stufenartig abwärts. Unterwegs rief ich noch meine Eltern an, da nicht sicher war, ob wir nach Ankunft weiterhin Netz haben. Und da ist sie, die letzte Kurve, bevor sich die Zsigmondyhütte vor dem Elferkofel und neben dem Zwölferkofel präsentiert. Was für eine traumhafte Lage! Der ultimative Kontrast abseits des völlig überlaufenen Drei Zinnen-Schauplatzes. Hier bleiben wir! Wir wurden sehr herzlich empfangen, bekamen eine kurze Einweisung und konnten sofort unser Zimmer beziehen. Das Abendessen war mit das Beste auf der gesamten Tour. Die Zsigmondyhütte liegt auf 2224 m.

– Etappe 8: Umrundung der Drei Zinnen (19 km, 6,5 h Gehzeit, 1200 Höhenmeter) –

Nach einer erholsamen Nacht, haben wir in aller Ruhe das Frühstück genossen und sind anschließend losgelaufen. Der erste Wegabschnitt ist der Aufstieg zum Büllejoch, den wir am Vortag abgestiegen sind. Dort folgen wir der Beschilderung zur Lavaredo-Hütte. Es strömten uns bereits unzählige Tagestouristen entgegen. Unser Weg führt weiter zur Auronzo-Hütte, dem Ursprung allen Übels. Hier befindet sich der Parkplatz. Es stapelten sich Reisebusse, Wohnmobile, Motorräder und Pkws. An der öffentlichen Toilette war eine Warteschlange gigantischem Ausmaßes. Wir sind heute noch schockiert darüber! Was hat das noch mit einem schönen Reiseziel zu tun? Wir drängten uns durch die Massen und gingen weiter unseres Weges. Da wir die Umrundung entgegengesetzt liefen, waren wir hinter dem Parkplatz schlagartig wieder allein. Die Drei Zinnen sehen von allen Himmelsrichtungen unterschiedlich aus. In der Langalm (2283 m) kehrten wir zum Mittag ein und sicherten uns ein sonniges Plätzchen. Die Alm befindet sich direkt unter den spektakulären Nordwänden der Drei Zinnen. Von hier aus führt die Umrundung weiter zur Dreizinnenhütte. Dementsprechend füllte sich der Weg mit Touristen. Der letzte Aufstieg zur Dreizinnenhütte verlief im Gänsemarsch und obendrein im Schneckentempo. Wir sind fast ausgeflippt. Das Schlimmste was wir seit Langem in einem Urlaub erlebt haben. Freiheit, Individualität und Weite sind hier verloren. Vollkommen genervt hetzten wir über den bekannten Weg zurück zu unserer abseits gelegenen Zsigmondyhütte und haben den Nachmittag auf der Sonnenterrasse verbracht. Zur Beruhigung gab’s zwoa Schnapserl. Die Hütte war ein gelungener Abschluss unserer Alpenüberquerung.

– Etappe 9: Zsigmondyhütte – Abstieg Fischleintal – Toblach Bahnhof – Rosenheim (5 km, 2 h Gehzeit) –

Heute stand die Heimreise auf dem Tagesprogramm und ich freute mich sehr auf Zuhause! Wir frühstückten zeitig, damit wir keinesfalls unsere Transfers verpassen und womöglich zu spät am Bahnhof in Toblach ankommen. Doch vorher mussten wir noch einen zweistündigen Abstieg bewältigen. Wir verabschiedeten uns in der Hütte, packten alles zusammen und liefen gut gelaunt los. Die Morgensonne leuchtete mittlerweile die umliegenden Gipfel an – es war ein schöner Abschied. Auf die Zsigmondyhütte würden wir gerne noch einmal wiederkommen. Es gibt viele Klettersteige, von wo aus die Hütte ein perfekter Ausgangspunkt ist. Der Weg verlief ohne Schwierigkeiten stetig bergab und es wurde zunehmend wärmer. Vom Parkplatz der Fischleinbodenhütte war es nicht mehr weit zur Bushaltestelle. Mit zwei Umstiegen erreichen wir Toblach und haben noch genügend Zeit, bis unser Zug abfährt. Die Warterei beginnt. Um die Zeit etwas zu überbrücken, bummeln wir durch Toblach (außer Hotels nicht wirklich was los) und landen in einem Eiscafe. Da es in der Touristinformation keine Postkarten gab, liefen wir zurück zum Marktplatz. Nachdem wir im Tabakladen tatsächlich fündig geworden sind, trotteten wir wieder Richtung Bahnhof. Auf einer schattigen Bank warteten wir auf unseren Zug nach Franzensfeste. Die Fahrt dauerte eine Dreiviertelstunde. Der Bahnhof ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Südtirol. Wir liefen zu unserem Gleis und wären eigentlich gleich in den Anschlusszug eingestiegen. Doch an der Anzeigetafel stand München bereits mit einer Verspätung von 95 Minuten. Toll! Dementsprechend passte auch die Ankunftszeit nicht mehr, sodass meine Eltern zeitlich umplanen mussten. Wir plünderten in der Zwischenzeit den Snackautomat und warteten auf unseren Zug. Die Zeit schien still zu stehen. Als wir endlich einsteigen konnten, drängten wir uns mit den Rucksäcken durch die überfüllten Waggons und suchten unsere reservierten Sitze. Die dann auch noch belegt waren. Ohne Umschweife habe ich die dreisten „Falschparker“ mündlich verjagt. Anschließend nahmen wir Platz, die Rucksäcke zwischen den Beinen und hatten somit kaum Bewegungsfreiheit. Aber immerhin saßen wir im Zug nach Hause. Meine Eltern holten uns dann am späten Abend in Rosenheim vom Bahnhof ab. Ich konnte es kaum mehr erwarten, unsere Fellnasen in die Arme zu schließen. Bis ich den nächsten Rucksack-Urlaub antrete braucht’s jetzt ein Weilchen…

guest

Hinweis: Alle Kommentare werden manuell von mir bestätigt.


2 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
Dein lieber Bruci aus Erzi... und Mama💖

Auch wenn wir schon während der Zeit Eurer Alpenüberquerung bildlich und telefonisch dabei sein durften, hat es sehr viel Freude bereitet, diesen interessanten Bericht zu lesen und die dazugehörigen Bilder zu bestaunen. Es war eine große Leistung von Euch und eine Erfahrung wert.