Das anhaltend fantastische Spätsommerwetter lädt zum Kraxeln ein. Daher waren wir auch schon auf dem Weg zum nächsten Gipfel, unsere 10. Hochtour in diesem Jahr. Nachdem wir kürzlich König Watzmann besiegt haben, sollte nun sein Frauchen erobert werden. Der Kleine Watzmann oder auch Watzmannfrau genannt steht im Schatten des großen Nachbarn. Und doch fanden wir hier das, was man am Watzmanngrat kaum zu erleben vermag. Der 400 Meter niedrigere Gipfel bietet ein vergleich­bar berg­steigerisches Erlebnis, dieselbe atem­beraubende Land­schaft und das mit weitaus mehr Ruhe. Während der Große Watz­mann regel­recht über­rannt wird, steigen nur ein paar Individualisten den versteckten Pfad zur Watz­mann­frau hinauf. Es ist ein großes Glück, dass der Kleine Watz­mann nicht mit Stahlseilen touris­tisch erschlossen wurde und so ein Stück ursprüngliches Berg­erlebnis erhalten blieb. Die beste Alternative zum Rummel am Großen Watzmann stellt der Kleine Watzmann dar. 💚

📍Tour: Kleiner Watzmann/ Watzmannfrau
⛰️ Gipfel: 2307 m
⬆️⬇️ 1900 Höhenmeter
🍴Einkehr: Kührointalm
👣 Strecke: ~19 km
⏱️ Gehzeit: ~9h

➡️ Parkplatz Königssee  – Kührointalm (1420 m) – Zustieg über den Gendarm – Watzmannfrau – Abstieg über den Mooslahner – Kührointalm – Rückweg zum Auto ⬅️

Zur Kührointalm
Im Morgengrauen erreichten wir den Parkplatz am Königssee. Es lohnt sich, frühmorgens kurz am Königs­see vorbei­zu­schauen, wenn an der Promenade kein Trubel herrscht. Anschließend über­quert man auf einer Holz­brücke die Königs­seer Ache, welche dort aus dem See entspringt. Drüben beginnt der Aufstieg zur Kühroint­alm. Dieser ist überall ausgeschildert. An einigen Höfen vorbei geht es ans obere Ende der Bobbahn. Vor uns ragte der Grün­stein auf, der im Morgensonnenlicht angestrahlt wurde. Auf bequemen, aber hatscherten Wegen erreichten wir in zwei Stunden die Kührointalm. Auf der Alm steht mit der Kührointhütte ein wichtiges Unterkunfts­haus. Viele nutzen die Kühroint als Ausweich­quartier, wenn sie in dem völlig überlasteten Watzmann­haus keinen Schlaf­platz mehr bekommen.

ℹ️ Die Bergopfer-Gedenkkapelle St. Bernhard auf der Kühroint wurde 1999 eingeweiht. Über tausend tödlich verunglückte Wanderer, Berg­steiger und Skifahrer sind in der Kapelle auf Metall­platten eingraviert. Am Watzmann passiert fast täglich etwas. Die meisten tödlichen Unfälle ereignen sich auf der Überschreitung und an der Ost­wand.

Normalweg über den Gendarm
Wir querten hinter der Gedenk­kapelle die Almweide und folgten einer Waldschneise. An dessen Ende haben wir einen erstaunlich gut erkennbaren, allerdings unmarkierten Pfad entdeckt, der uns durch hohes Gras und umgefallene Bäume bis an den Abbruch der Nordflanke der Watzmannfrau führte. Zwischen Latschen geht es relativ problemlos weiter bergauf und bald bekamen wir die ersten spektakulären Tiefblicke in die senkrecht ins Watzmannkar abfallende Westwand der Watzmannfrau serviert. Unvermittelt bewacht dann der sog. Gendarm den sich zum Grat verengenden Rücken. Diese Felsformation gilt es zu überklettern. An diesem Hindernis beendeten wir jedoch unsere Tour.

Sicherheit geht vor
Die Berge machen ihr eigenes Wetter. Das haben wir einmal mehr zu spüren bekommen. Denn während in den niederen Lagen kein Lüftchen wehte und die Sonne mit 25° einem den Tag versüßte, fegte in der Gipfelregion ein extrem kalter, böiger Wind. Bei jeder Böe hatte ich das Gefühl mein Helm  fliegt davon. Jede Böe war wie ein Seitenhieb, bei dem ich zu kämpfen hatte sicheren Halt zu erlangen. Wir waren ca. 1h unterhalb vom Gipfel und die Kletterei am Grat entlang stand noch bevor. Schwere Beine (wahrscheinlich noch von der vorangegangenen Watzmann-Überschreitung) und die einhergehende Unsicherheit durch den starken Wind, haben uns dazu veranlasst die Tour abzubrechen. Die Sicherheit geht vor, doch im ersten Moment ist die Enttäuschung natürlich groß. Im Nachhinein war es die einzig richtige Entscheidung, denn die Windgeschwindigkeiten nahmen in den Mittagsstunden nochmals zu. Sodass nicht einmal der Heli zu einer Rettungsaktion am benachbarten Watzmann ausrücken konnte.

Picknick auf der Weide
Wir liefen auf demselben Weg zur Kührointalm zurück und machten auf der Weide ein ausgiebiges Picknick in der Sonne. Einfach herrlich! Anschließend ging es gemütlich weiter talwärts. Am Auto angekommen, erledigten wir noch ein paar kleine Einkäufe und fuhren dann wieder nach Hause. Immerhin sind wir auch ohne Gipfelerfolg etwa 15 km gefußt und haben währenddessen ein paar schöne Bilder eingefangen.

Mittlerweile liegen auf den umliegenden Gipfeln die ersten Schneeflöckchen, sodass unsere Kraxelsaison für dieses Jahr wahrscheinlich beendet ist. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich ja doch noch die ein oder andere Gelegenheit. Diese unvollendete Tour probieren wir zu gegebener Zeit erneut. Die Watzmannkinder stehen ebenfalls noch auf unserer Gipfelliste. Wie gut, dass wir um die Ecke wohnen.

Abschließend wünsche ich Dir ein schönes Wochenende und viel Freude mit der Fotoreihe! Danke fürs Vorbeischauen. 🍁🐻💚🍁

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8 Kommentare
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Ute

Wieder mal ein toller Bericht voller Herzenswärme und phantastische Fotos!

Bruce-The-Bear

Nach dieser sensationellen Eintages-Überschreitung des WATZMANN’s zeugt nun die Aufgabe und Umkehr auf der Tour zur Watzmann-Frau wegen widriger Bedingungen von großem Berg-Verständnis und vor allem – von VERNUNFT !!! CHAPEAU !!!

Annette

Wie schade, dass ihr die Tour nicht beenden konntet. Aber die Watzmannfrau läuft nicht weg 😉.
Die Bilder sind mal wieder fantastisch 🤍💙. So wunderschön bei euch 😘.

Dein lieber Bruci aus Erzi... und Mama 💖

Die „Frau“ läuft nicht weg und die Vernunft hat gesiegt, PRIMA.💖
Aber die Bilder sind alle wieder wunderschön anzusehen, als wäre man dabei… 🧸