Wir steigen dem König Watze aufs Dach! Berühmt und (leider) vielbegangen ist die Überschreitung der drei Watzmanngipfel auf dem fast 4,5 km langen Watzmanngrat. Die Watzmann Überschreitung gehört ins Tourenbuch eines jeden ambitionierten Alpinisten. Doch sollte solch ein anspruchsvolles Unterfangen gut überlegt als auch geplant sein. Mit all unseren bisherigen Erfahrungen fühlten wir uns bereit für König Watze, dem dritthöchsten Gipfel Deutschlands. Vergangenen Dienstag setzten Eric und ich dieses langersehnte Projekt in die Tat um. Darüber handelt mein heutiger Blog-Erlebnis-Beitrag. ❤️

Die Sage vom König Watze
Die alpinen Gefahren und das markante Erscheinungsbild des Berges führten in der Bevölkerung zur Entstehung der Watzmannsage: Der böse König Watze tyrannisierte das Berchtesgadener Land und wurde als Strafe für seine Greueltaten mitsamt seiner Familie zu Stein verwandelt. Daher spricht man heute auch von Watzmann, Watzmannfrau und den Watzmannkindern.

Die drei Hauptgipfel des Watzmann
● Hocheck (2651 m)
● Mittelspitze (2713 m)
● Südspitze (2712 m)
bilden den Hauptkamm des Gebirgsmassivs und sind durch einen Grat verbunden. Die Gratwanderung über die drei Gipfel ist eine der bekanntesten Bergtouren in den Bayerischen Alpen. Östlich dieser drei Hauptgipfel liegt das Watzmannkar mit den Resten des Watzmanngletschers, das nach Süden von den sogenannten Watzmannkindern abgeschlossen wird. Obwohl es der Sage nach sieben Kinder gibt, sind nur fünf als eigenständige Gipfel erkennbar. Auch die Gipfel der Kinder sind jeweils deutlich über 2000 Meter hoch. Der Kleine Watzmann (2307 m), auch Watzmannfrau genannt, bildet schließlich den Abschluss des Gebirgsstocks nach Osten.

ℹ️ Die anspruchsvolle Überschreitung der drei Hauptgipfel des Watzmanns wird im Allgemeinen als die Königstour der Berchtesgadener Alpen bezeichnet. Der Watzmann ist das dominanteste Bergmassiv und auch das Wahrzeichen des Berchtesgadener Landes. Imposant thront der Berg über dem Berchtesgadener Talkessel. Seit jeher fasziniert der Berg die Menschen. Bereits im Jahre 1800 efolgte die Erstbesteigung der Mittelspitze. Die erste Watzmann Überschreitung gelang 1868. Um die Unfallzahlen am Watzmann zu verringern und Wandertouristen von der Watzmann Überschreitung abzuhalten, die ihr nicht gewachsen sind, wurden 2017 zwischen dem Hocheck und der Mittelspitze etwa 60 Meter Drahtseil entfernt. Doch die Intention dahinter blieb ohne Erfolg!

📍Tour: Watzmann Überschreitung
⛰️ Gipfel: Mittelspitze 2713 m (höchster Punkt)
⬆️⬇️ 2300 Höhenmeter
🍴Einkehr: Wimbachgrieshütte
👣 Strecke: ~23 km
⏱️ Gehzeit: 13h + Pausen 4h

➡️ Wanderparkplatz Wimbachbrücke (628 m) – Watzmannhaus (1930 m) – Zustieg Hocheck – Mittelspitze – Südspitze – Abstieg ins Wimbachtal – Einkehr Wimbachgrieshütte (1327 m) – Rückweg zum Auto ⬅️

Der große Tag war gekommen! Kurz nach Mitternacht klingelte der Wecker. Bereits am Vortag hatten wir alles Nötige in die Rucksäcke gepackt, sodass wir nur die Morgenroutine durchführen mussten und die Näpfe unserer Vierbeiner füllen. Jegliche Aufregung drängte die Müdigkeit beiseite. Wir verließen das Haus 2 Uhr nachts, es war sternenklar.

Von der Wimbachbrücke zum Watzmannhaus
Nach einer fünfzigminütigen Autofahrt parkten wir am erwähnten Wanderparkplatz im Bergsteigerdorf Ramsau. Der Beschilderung am Parkplatz folgend, liefen wir um 3 Uhr nachts bei 11 Grad mit Stirnlampe los. Es ging von Anfang an steil bergauf. Nach zwei Stunden durch den Bergwald wurde der Weg immer schmäler und stieg in Serpentinen hinauf, bevor man das Watzmannhaus erreicht. Kurzes aufwärmen, Toilettenbesuch und Stempel holen. Zeitbedarf: 3h

Vom Watzmannhaus zum Hocheck
Zuerst geht es einen Pfad über die Almwiesen oberhalb des Watzmannhauses. Wir folgten dem ausgetretenen Pfad bis ins Schrofengelände. Es war gar nicht so leicht die Wegmarkierungen zu überblicken. Da wir nüchtern gestartet sind, war es Zeit für die Frühstückspause. Viele Mitstreiter strömten aus dem Watzmannhaus, die dort übernachtet hatten. Langsam wurde es hell und die Sonne ging am Horizont auf. Der Himmel färbte sich in einem warmen Gelb. Im Tal war noch Nebel. Ein wunderschönes Naturschauspiel. Stück für Stück kämpften wir uns zum Hocheck. Zeitbedarf: 2h

Hocheck bis zur Mittelspitze
Die ersten Stellen nach dem Hocheck zeigten uns gleich was wir noch zu erwarten haben. Exponiert geht es in leichten Kletterstellen, teils mit Drahtseil gesichert, teils ohne über den Grat der Mittelspitze entgegen. Schnell gewöhnten wir uns an die Ausgesetztheit und hatten Spaß! Wir konnten in unserem Tempo gut kraxeln und hatten Glück, dass sich der Andrang in Grenzen hielt. Nach ca. 1h ist der Mittelteil geschafft und wir stehen am Kreuz der Mittelspitze. Wir genießen die Pause auf dem höchsten Watzmanngipfel (2713 m). Zeitbedarf: 1h

Mittel- zur Südspitze
Ab der Mittelspitze werden die Seilsicherungen immer weniger, das Gelände steiler. Nun wurde der Gratverlauf weit anspruchsvoller. Immer wieder kamen lange ungesicherte Passagen. Auf und ab führt der schmale Steig und immer wieder mit Passagen zum Klettern. Die ständige Wachsamkeit im Kopf, jeder Schritt muss sitzen und der volle Körpereinsatz kosteten uns viel Kraft. Die Aussicht von der Südspitze war überwältigend. Die umliegende Bergwelt schien uns zu Füßen zu liegen. Es war mittlerweile 13 Uhr und wir waren schon 10h auf den Beinen. Zeitbedarf: 2h

Abstieg ins Wimbachtal
Nach einer ausgiebigen Pause, stand die finale Herausforderung bevor. Der berüchtigte Abstieg ins Wimbachgries. Stolper- und Ausrutschgefahr sind hoch, Konzentration und Trittsicherheit werden in diesem steilen, absturzgefährdeten Gelände groß geschrieben. Der Abstieg hat mit leichter Kletterei begonnen. Anschließend ging es zwei lange sandige Rinnen hinunter. Hier sind Seile gespannt, an denen man sich gut entlang hangeln kann. Über eine Stunde kletterten wir hinab, bis es endlich flacher wurde. Nun haben wir es geschafft. Dachten wir zumindest. Jetzt wechselten sich Geröll, Schotter und allerlei anderes bröseliges und rutschiges Gestein ab. Es war unglaublich anstrengend Halt zu finden und sicher zu gehen. Nach 3 Stunden erreichten wir die Wimbachgrieshütte. Zeit für eine Einkehr im gemütlichen Biergarten. Der nächste Stempel für mich. Nach weiteren 2 Stunden erreichten wir endlich den Parkplatz. 20:20 Uhr fuhren wir wieder nach Hause. Zeitbedarf: 5h

Fazit
Die Watzmann Überschreitung war schlichtweg grandios. Sie hat uns mehr gefordert wie wir zuvor angenommen haben. Stellte uns jedoch nicht vor unüberwindbare Schwierigkeiten. Zweifellos ist die Tour extrem anspruchsvoll und daher wirklich nur bergerprobten Bergsteigern ans Herz zu legen! Was im Nachhinein bleibt, sind herausragende Eindrücke und Erinnerungen. Wir sind stolz auf die vollbrachte Leistung und dankbar für unsere langfristige Planung. Ein frühzeitiger Start außerhalb der Saison, zudem nicht am Wochenende und ohne Hütten-Übernachtung ermöglichte uns eine staufreie sowie weitestgehend entspannte Überschreitung.

Viel Freude mit der Bilderserie. Grüsschen, Deine Claudia ❤️

 

„Wenn man auf den Berg steigt, dann kann das Ziel nicht der Gipfel sein. Das Ziel ist immer zu Hause.“

(Hanspeter Eisendle – südtiroler Bergsteiger)

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10 Kommentare
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Dein lieber Bruci aus Erzi... und Mama💖

Chapeau – phantastische Leistung💖.
Die Foto’s sind grandios und wir waren in Gedanken immer bei Euch – Bruci war ganz aufgeregt und hüpfte immer von einer auf die andere Pfote…🐻

„JEDE BERGTOUR HAT EIN ENDE, ABER DIE ERINNERUNG DARAN IST UNVERGÄNGLICH…“

Annette

Hallo Schätzele, jesses was ein grandioses Abenteuer. Ich bin ganz hingerissen von deinem leidenschaftlichen Bericht und freue mich so für euch, dass ihr mit der guten Planung dieses große Ziel bewältigt habt. 💙
🤍lichen Glückwunsch 🥰
Ganz zu schweigen von den fantastisch tollen Fotos. 🤩🥂
Dicker Drücker 😘

Verena

Tolle Leistung und wunderschöne Bilder, vielen Dank für den Blog !!
Liebe Grüsse

Heike L.

Liebe Claudia & Eric, ich habe diesmal live mitgefiebert dass alles gut geht und ihr eine erfolgreiche Tour habt. ✊
Heute konnte ich voller Freude und Entspannung die Bilder ansehen und den Blog lesen, weil ich ja wusste dass ihr das, Meisterwerk vollbracht habt. ⛰️🏔️
Meinen größten Respekt und Glückwunsch dafür. 😘👌
Liebe Umarmung für euch beide. 👫

Ute

Danke für den tollen Bericht und die grandiosen Fotos.
Ihr seid echt der Wahnsinn!!!