Heute möchte ich Dir von unserer 8. Tour erzählen. Vergangenen Sonntag sind wir die bisher fordernste und zugleich spektakulärste Bergtour gegangen, die überwiegend einer Klettertour gleichkam, als einer alpinen Wanderung. Ausgenommen sind natürlich unsere Gipfelbesteigungen in Nepal, welche in einer ganz anderen Höhe stattfanden und mit den hiesigen Bedingungen nicht vergleichbar sind. Nichtsdestotrotz ist die alpine Überschreitung des Hochkalter kein Zuckerschlecken. Unterwegs gibt es keinerlei Seilsicherungen, was die Tour – im Allgemeinen – extrem herausfordernd macht. Mit den Bergen vor der Haustür ergeben sich unzählige Möglichkeiten zum Kraxeln für uns. Nun können wir zu jeder Zeit Gipfelstürmer sein. Daher steigern wir Stück für Stück die Anforderungen in der Tourenauswahl und suchen den besonderen Nervenkitzel. Wir lieben Gänsehautmomente, die uns den Atem rauben. Denn auf den Gipfeln ist Freiheit! ❤️

ℹ️ Der Hochkalter in den Berchtesgadener Alpen ist mit einer Höhe von 2607 m der höchste Gipfel des gleichnamigen Gebirgsstocks und damit einer der höchsten Berge Deutschlands. Zu seinen Füßen liegen Zauberwald und Hintersee, auf halber Höhe zum Gipfel die Blaueishütte mit ihren legendären Kuchen. Zwischen den Gipfeln des Hochkaltermassivs befindet sich das Blaueis, der nördlichste Gletscher der Alpen und der einzige im Nationalpark Berchtesgaden.

📍Tour (T6 schwarz = äußerst schwierige Berg-/ Klettertour): Überschreitung Hochkalter
⛰️ Gipfel: Hochkalter 2607 m
⬆️⬇️ 1900 Höhenmeter
🍴Einkehr: Blaueishütte 1680 m
👣 Strecke: ~19 km
⏱️ Gehzeit: 8h45 + Pausen 2h15

➡️ Wanderparkplatz Zauberwald am Hintersee in Ramsau – Einkehr Blaueishütte – Überschreitung Hochkalter – Abstieg über das Ofental zurück zum Auto ⬅️

Wenn sonntags 5 Uhr der Wecker klingelt, haben wir Großes vor! In Vorbereitung auf unser lang ersehntes Vorhaben (geplant im September), sollte diese Tour einen Vorgeschmack geben sowie die nötige Erfahrung ausbauen. Zu jener Zeit war es wolkenlos, sodass der Tour wettertechnisch nichts im Wege stand. Kaffee im Stehen, nebenher Brötchen schmieren, Fellnasen füttern, Rucksack fertig packen – los. Die übliche Morgenroutine verlief im Schweinsgalopp, damit wir so früh wie möglich am Wanderparkplatz starten konnten. Denn die Berge machen ihr eigenes Wetter.

Vom Hintersee zur Blaueishütte
Nach einer (umleitungsbedingt) fünfzigminütigen Cabrio-Fahrt parkten wir am erwähnten Wanderparkplatz im Bergsteigerdorf Ramsau. Der Beschilderung am Parkplatz folgend, liefen wir die erste Zeit auf dem breiten und einfachen, aber steilen Blaueis-Forstweg entlang. Der weitere Weg verläuft in relativ gleichmäßiger Steigung durch den Wald oberhalb des Hintersees aufwärts zur Talstation der Materialseilbahn. Hier zweigt der bisherige Weg nach links ab und die Bergtour führt in Serpentinen über Holzstufen zur Blaueishüttte. Ausgeschildert mit einer Gehzeit von 2h45, benötigten wir nur 1h35 und genehmigten uns eine erfrischende Verschnaufpause. Morgens halb 10 Uhr eine fruchtige Schorle auf 1680 m, wo sich unser Zielgipfel bereits in der Sonne präsentierte. Obendrauf gab’s einen neuen Stempel für mein Tourenbuch. Die Blaueishütte ist die einzige Einkehrmöglichkeit auf der gesamten Tour. Unbedingt Getränkevorräte prüfen/ auffüllen und ggf. etwas essen.

Von der Blaueishütte zur ersten Steilstufe
Anschließend folgten wir dem klar erkennbaren Trampelpfad und querten das Blaueiskar bis an den Fuß der steilen Schuttrinne. Kurz vorher kamen wir an den Resten der ursprünglichen Blaueishütte vorbei. Diese fiel 1955 einer Lawine zum Opfer, woraufhin die Hütte auf einem neuen Platz wieder errichtet wurde. Das Schuttkar war mühsam zu durchqueren. Teilweise ging es einen Schritt vor und drei zurück. Bald standen wir vor der ersten Steilstufe. Die Wand ist etwa 30 Meter hoch und muss in Plattenkletterei überwunden werden. Es gibt keine Seilsicherungen, das hochalpine Gelände ist naturbelassen. Oben angekommen, trifft man auf den sog. „Schönen Fleck“, eine Grasscharte am Grat, die ihrem Namen absolut gerecht wird. Ein fantastisches Plätzchen zum Picknicken.

Gratwanderung mit vielen Herausforderungen
Danach führt der sehr gut markierte Weg mit zahlreichen Klettereien über den gesamten Grat hinweg zum Hochkaltergipfel. Der Grat ist insgesamt sehr ausgesetzt, da er linksseitig senkrecht auf den Blaueisgletscher hinabfällt. Der Einsatz der Hände für ein besseres Gleichgewicht schadet nicht. Eine weitere Steilstufe ergibt sich vor dem Kleinkalter. Aber auch hier sind jederzeit genügend Griffe und Tritte vorhanden. Für diesen Teil der Tour war ich meinen Kletterhandschuhen sehr dankbar, denn das schroffe Gestein hinterließ bei Eric die ein oder andere Schürfwunde.

Gipfelglück
Am Grat entlang geht es vom Kleinkalter weiter Richtung Gipfel, auf- und absteigend in anhaltender Schwierigkeit. Noch einmal muss eine Kletterstelle überwunden werden und auch bis zum Gipfel braucht man immer wieder die Hände. Schließlich erreichten wir den Gipfel des Hochkalter mit einer traumhaften Rundumsicht. Wir hatten diesen besonderen Moment sogar für uns allein. Platz für Freudensprünge war nicht, denn an jeder Seite ging es senkrecht in die Tiefe. Also setzten wir uns auf einen der Steine und atmeten mal tief durch. Der Eintrag ins Gipfelbuch war obligatorisch.

Abstieg ins Ofental
Beendet ist die Hochkalter Überschreitung aber noch lange nicht. Vom Gipfel geht es über steile Felsstufen abwärts in die Ofentalscharte. Der Abstieg war furchtbar mühsam. Viel loses und rutschiges Geröll. Wir traten regelmäßig Steine los. Ein Helm ist hier wegen der Steinschlaggefahr unabdingbar. Nach gut einer Stunde standen wir in einem riesigen Schuttkar, dem Ofental. Die steinige Rutschpartie wurde lediglich durch ein paar Schneefelder unterbrochen. Ich war schwer genervt. An einer Geländeschwelle erreicht man wieder die Vegetationsgrenze. Wir gönnten uns die letzte Pause, um noch ein paar Kalorien zu futtern. In vielen, nicht enden wollenden Kehren verläuft der Waldweg hinab ins Tal. Dieses alpinistische Abenteuer erfordert viel Erfahrung, aber vor allem eine Menge Ausdauer und auch ein bisschen Leidensfähigkeit.

Es gibt Momente im Leben, die kann man nicht beschreiben – nur erleben und fühlen. Warum wir uns solch risikoreichen Strapazen aussetzen? Das ist ganz einfach: weil wir es können und wollen! Denn der Unterschied zwischen einer Zumutung und einem Abenteuer ist die Einstellung. Schließlich muss sich der Muskelkater lohnen. In diesem Sinne, viel Freude mit der Bilderserie. Von mir zu Dir ein Herzensgruß! ❤️

 

PS: Herzlich willkommen an alle neuen Newsletter-Abonnenten. Ich freue mich, dass ihr den Weg in meine zaubärhafte Teddybärwelt gefunden habt!

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4 Kommentare
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Dein lieber Bruci aus Erzi... und Mama💖

Chapeau für diese Leistung und danke, daß wir an diesem Tag, zumindest „fotomässig“ dabei sein durften. Das kleine 💗 von Bruci hat den ganzen Tag ganz laut geklopft, so aufgeregt war er.
Hoffentlich hatte der „Wanderbär“ keine Höhenangst – bis zum Gipfelkreuz hat er es geschafft… so toll.
Das ist ein Erlebnis, daß man nicht vergisst und weitere werden folgen.
Wir sind gespannt…

Bruce-The-Bear

Bruci und „der Alte“ wünschen für alle weiteren Touren dieser krassen Art unbedingt „BERG-HEIL“ !!!